Öffentl. Nahverkehr

Breisgau-S-Bahn

Breisgau-S-Bahn: Ausbau soll trotz hoher Risiken weitergehen
Die Mitglieder des Zweckverbands Regio-Nahverkehr Freiburg haben einstimmig beschlossen, den Ausbau der Breisgau-S-Bahn voranzutreiben – trotz Bedenken und Risiken. Denn sie halten sich einen teuren Notausgang offen.
Der Ausbau des Nahverkehrs soll weitergehen.
Die Sonderversammlung am Mittwoch war nötig geworden, weil nach aktueller Berechnung die Kosten von 212 auf 269 Millionen Euro gestiegen sind. Freiburg und die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald, die sich zum ZRF zusammengeschlossen haben, müssen demnach 109 statt 82 Millionen Euro stemmen. Die Kritik aus den Reihen der Kreis- und Stadträte sowie Bürgermeister zielte auf die Bahn AG. Deren Planungsfehler hatten die Kostenexplosion verursacht. Gleichzeitig lehnt sie eine Garantie ab, den Ausbau bis zum Jahr 2018 abzuschließen – nur bis dahin aber gibt es hohe Zuschüsse aus Berlin.

Um das millionenschwere Risiko zu verringern, hat sich die ZRF-Geschäftsführung auf ein stufenweises Verfahren verständigt: Im Jahr 2015 muss die Bahn die genehmigungsreifen Entwurfspläne für den S-Bahn-Ausbau vorlegen. Da geht es um barrierefreie Bahnhöfe, um die Elektrifizierung von Strecken, um höhere Kapazitäten. Sollte das Staatsunternehmen Verspätung haben, so der Emmendinger Landrat und ZRF-Vorsitzende Hanno Hurth, dann werde die Region den “Notausgang” nehmen. Sprich: Es wird nicht gebaut. “Planungskosten in Höhe von elf Millionen Euro wären in den Sand gesetzt.” Doch noch teurer würde es, wenn der Ausbau begonnen und zu spät abgeschlossen würde.

Enttäuschung über die Deutsche Bahn
Sollten die Pläne wie versprochen in zwei Jahren vorliegen, würde die Landesregierung als Bürge einspringen und die Bundeszuschüsse ausgleichen, falls die Baumaßnahmen zu spät fertig werden. Allerdings müsste auch diese Zusage erst noch rechtsverbindlich fixiert werden.

Enttäuscht zeigten sich die ZRF-Vertreter vor allem von der Bahn. Frustrierend seien die Verhandlungen, berichtete Hanno Hurth. Der Monopolist lege Verträge vor, die man akzeptieren könne oder nicht. Im Frühjahr habe er noch gehofft, das Staatsunternehmen Bahn stimme dem Vorschlag zu, dass das schneller agierende Landesunternehmen SWEG (Südwestdeutsche Verkehrs-AG) den Trassen-Ausbau im Breisgau übernehme. Im Juli sei dies jedoch abgelehnt worden.

Kreistag stimmt für die Neukonzeption der Breisgau-S-Bahn

“Immer noch besser als befürchtet”
Kreistag stimmt für die Neukonzeption der Breisgau-S-Bahn,
wehrt sich aber gegen eine Koppelung mit der künftigen Kreisumlage
Den Slogan des aufmunternd fordernden Banners haben die Kreisräte
fast einmütig aufgegriffen.
Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs ist alternativlos”,
verdeutlichte Stefan Bilharz, Fraktionssprecher der Grünen, in der
Kreistagssitzung am Montag, dass die Vertreter der Kommunen
eigentlich gar keine Wahl hätten bei ihrer Entscheidung
über das “Breisgau-S-Bahn Konzept 2018 neu”. Trotz Risiken und
Mehrkosten von rund sieben Millionen Euro stimmten die Kreisräte, nur
Rheinhausens Bürgermeister Jürgen Louis enthielt sich, für die
Fortsetzung des Ausbaus im ganzen Gebiet des Zweckverbands
Regio-Nahverkehr.
“Eigentlich glaubten wir, das Thema sei mit dem Beschluss 2011
vom Tisch”, sagte CDU-Fraktionssprecher Karl Heinz Beck.
Geschockt habe die Deutsche Bahn mit “exorbitanten
kostensteigerungen”, doch sei der Kreis nicht in Starre gefallen.
Das jetzt in zähen Verhandlungen erzielte Ergebnis bedeute, wenn
auch nicht die gewünschte, so doch eine akzeptable Verbesserung.
Die CDU stehe hinter den Mehrausgaben, denn nur so bleibe die
Chance auf Zuschüsse des Bundes, der 60 Prozent der Baukosten
und des Landes, das 20 Prozent übernehme.
“Die abgespeckte Version ist immer noch besser, als wir
es zwischenzeitlich befürchten mussten”, ergänzte
SPD-Fraktionssprecher Hermann Jäger.
Ein attraktives Nahverkehrsangebot sei ein “Pfund,
mit dem die Gemeinden als Standortfaktor wuchern können”.
Dabei sei es ganz wichtig, dass bei allen Verbesserungen auf
der Schiene “die Gemeinden ohne Schienenanschluss nicht v
ergessen werden”, sagte Christl Gräber (FDP).
Kritisiert wurde jedoch die Formulierung des zweiten Beschluss-
vorschlags, der einen direkten Zusammenhang zwischen den Kosten
für die neue Bahnkonzeption mit der Kreisumlage herstellte.
“Diese Koppelung ist nicht akzeptabel”, sagte Fritz Schlotter (FWV).
Die höheren Kosten für die auch von den Freien Wählern gewünschte
Verbesserung könnten nicht schon im Vorgriff auf die Gemeinden
abgewälzt werden. Auch Beck erklärte, es sei nicht zielführend,
jetzt schon einen direkten Bezug zur Kreisumlage herzustellen, “auch
wenn er sachlich besteht”, worauf andere Redner hinwiesen.
Abfuhr der Bahn für die SWEG stößt auf Unverständnis
Stefan Schlatterer (CDU) befürchtete, mit der Koppelung erhalte
der Kreis “einen Freifahrtschein für die Finanzierung des ÖPNV”.
Die Kompromissformulierung berücksichtigt nun die Finanzierung
über den Haushalt und Folgen für die mittelfristige Finanzplanung.

“Wir kleben nicht an Formulierungen”, sagte Landrat Hurth.
Von allen Beteiligten massiv kritisiert wurde die Deutsche Bahn,
die den Kreis mit ihren undurchschaubaren Kostenaufstellungen
regelrecht “erpresse”. Bezeichnend sei, dass von dem
Verkehrsunternehmen kategorisch abgelehnt wurde, Planung und
Bau an ein anderes Unternehmen abzugeben. “Die Südwestdeutsche
Eisenbahngesellschaft hält ihre Kosten- und Zeitpläne ein”, verwies
Hurth auf die Erfahrungen am Kaiserstuhl und im Münstertal. Die Bahn
sei noch längst kein Partner, mit dem sich “vernünftige Gespräche
führen lassen”, sagte Beck. Bilharz verwendete das Bild eines
Kraken, “den man nicht greifen kann” und klagte über ein Verhalten
wie ein Staat im Staate. Das Beispiel Bahn mahne zur Vorsicht bei
der Privatisierung weiterer Angebote der Daseinsvorsorge.

Mit Landrat Hurth waren sich die Räte einig, dass die Risiken
eingegangen werden müssten. 2015 kann eine Reißleine gezogen
werden, dann werden Planungskosten in Höhe von rund 2,8 Millionen
Euro in den Sand gesetzt sein. Zustimmen muss nun der Kreistag
Breisgau-Hochschwarzwald, der Freiburger Gemeinderat und die
ZRF-Verbandsversammlung.

Entscheidende Kreistagssitzung am 23.09.2013

ÖPNV: Halbstundentakt nach Elzach – Wir zeigen Flagge
Die Entscheidungen für das Konzept Breisgau-S-Bahn 2020 und somit der Halbstundentakt nach Elzach treten nun in die heiße Phase.
Der CDU Stadtverband Elzach, der SPD-OV-Elzach und die Freien Wähler Elzach werden gemeinsam am 23.09.2013 die Kreistagssitzung im Landratsamt Emmendingen besuchen.
Im Rahmen dieser Sitzung wird über die Finanzierung des für das obere Elztal so wichtige Thema “Halbstundentakt” abgestimmt.

Text: Michael Meier

Wir lassen uns nicht abhängen - 1/2 Stundentakt in Elzach

“Wir lassen uns nicht mehr alles gefallen”
Etwa 400 Teilnehmer bei der Demonstration pro Halbstundentakt auf der Elztalbahn / Viele Arbeitgeber und Klinik beklagen schlechte Anbindung des oberen Elztals.
ELZACH. “Wir lassen uns nicht abhängen!” lautete das Motto der Kundgebung, zu der eine überparteiliche Initiative aus CDU, Freien Wählern und SPD in Elzach vergangenen Samstag aufgerufen hatte. Schätzungsweise an die 400 Teilnehmer waren dem Aufruf gefolgt. Lautstark unterstrichen sie die Forderungen nach der sofortigen Einführung des Halbstundentaktes auf der Breisgau-S-Bahn durchgehend von Freiburg nach Elzach und umgekehrt, einer Ausweitung des Fahrbetriebes, aber auch den sofortigen Ausbau der B 294, Ortsumfahrung Winden.
Samstagvormittag, 10.45 Uhr: Klein ist das Häufchen vor der Volksbank. Einige haben Plakate dabei, andere lassen sich von Michael Meier, Joachim Disch und Matthias Hirschbolz, den drei Initiatoren der Demo, mit Buttons und Trillerpfeifen versorgen. Die anfangs etwas besorgten Blicke der drei hellen sich jedoch bald auf: Immer mehr Leute kommen, Junge, Ältere, Familien mit Kleinkindern, viele Jugendliche – aus dem ganzen Elztal und Umgebung. In den Geschäften wird's leerer. Man geht demonstrieren heute, denn das Anliegen ist für alle sehr wichtig: “Wir brauchen die Breisgau-S-Bahn ebenso dringend wie den Ausbau der B 294 in der Ortsumfahrung Winden”, sagen viele Teilnehmer. Und das wollen sie deutlich machen,
darum sind sie hier.
Dann geht’s los mit einem kurzen, aber beeindruckenden Demonstrationszug, angeführt von einer beachtlichen Politikerschar hinter einem großen Banner. Durch die Hauptstraße zieht der Zug, an applaudierenden Zuschauern vorbei, viele reihen sich spontan mit ein.
Am Bärenplatz ist dann die Abschlusskundgebung. Matthias Hirschbolz skizziert kurz, worum’s geht: “Wir wollen den Halbstundentakt nach Elzach, zumindest in den Hauptverkehrszeiten!” ruft er und es gibt langen Applaus. “Wir dulden es nicht, wenn Elzach die einzige Stadt in den Landkreisen Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und Freiburg wäre, die keinen Halbstundentakt hätte!”.

Auch die Fahrzeiten werden kritisiert: “Ist Ihnen bekannt, dass das obere Elztal kurz nach 22 Uhr vom ÖPNV in Richtung Freiburg abgeschnitten ist?” Ja, es ist bekannt, wie die Reaktionen zeigen. Besorgt verweist Hirschbolz auf die bevorstehende Vollsperrung des Hugenwaldtunnels. “Dann werden viele Autofahrer auf die Elztalbahn umsteigen wollen. Das Chaos in den Zügen ist damit vorprogrammiert”. Man müsse alles daran setzen, die Zugkapazitäten auszuweiten, fordert er.

Warum dies längst überfällig ist, verdeutlichen viele Betroffene in kurzen Statements: Thomas Hämmerle aus Winden etwa. Er nutzt seit 20 Jahren als Pendler den ÖPNV nach Freiburg und weiß noch die Zeiten des alten Elztalbähnles unter DB-Regie: “Die Breisgau-S-Bahn war ein Quantensprung”, doch zu Hauptverkehrszeiten sei es ein Graus: “Eingepfercht wie ein Hering im Salzfass” komme er sich oft vor. Das Ausweichen auf die Straße sei keine Alternative: “Verkehr hän mir im Elztal bigott schu gnue!”
Die Nöte aus der Sicht einer berufstätigen Mutter mit zwei Kindern schildert Susanne Maier: Gäbe es den Halbstundentakt schon, könnte sie ihre Kinder selbst in Kindergarten und Schule bringen. So ist sie auf die Mithilfe der Großeltern angewiesen. Doch “was machen die, die diese Hilfe nicht haben?”.

Gleiche Bildungschancen für Kinder vom ländlichen Raum sei eine zentrale Anforderung heute, verdeutlicht Joachim Disch (Freie Wähler), welche Bedeutung ein gut aufgestellter ÖPNV hat. “An manchen Tagen dauert der Schulweg länger als der ganze Unterricht”, sagt Student Brian Moser aus Elzach. Und spät abends sei sowieso “tote Hose”. Wer nach Mitternacht von Freiburg nach Elzach wolle, sei auf einige wenige Busverbindungen angewiesen. Das müsse sich ändern, “sonst kann man das vergessen mit der Jugend in Elzach. Dann gehen sie alle weg”.

Auch der Gewerbeverein und die Geschäftsleute beklagen die schlechte Anbindung, so Eberhard Hirschbolz. Der Fachkräftemangel im Elztal sei gravierend. “Wer fährt denn nach Elzach, wenn er woanders einen ähnlich guten Arbeitsplatz mit weniger Aufwand erreichen kann?”. Schon jetzt stark davon betroffen ist die BDH-Klinik, die größte neurologische Rehabilitätseinrichtung in der Region mit rund 200 Patienten, darunter rund 70 Intensivpatienten so deren Ärztlicher Leiter, Professor Claus Wallesch und Daniel Bühler (Mitarbeitervertretung).
Für die rund 400 Mitarbeiter und auch die Angehörigen der Patienten sei die Erreichbarkeit der Klinik über den ÖPNV wichtig. Doch für die rund 150 Pflegekräfte im Schichtbetrieb seien die derzeitigen Fahrzeiten der Elztalbahn mit den Arbeitszeiten einfach nicht kompatibel. Nur zehn Prozent aller Mitarbeiter nutzen den öffentlichen Nahverkehr regelmäßig, ergab eine Umfrage. Doch “ohne Halbstundentakt kann niemand auf die Bahn umsteigen”, so Daniel Bührer. Der Verkehrsinfarkt auf der B 294 werde so noch weiter zunehmen. Mit Folgen auch für die Klinik: “Wir sind angewiesen auf eine gut funktionierende Notfallverlegung nach Freiburg”, so Professor Wallesch. “Doch wie soll das funktionieren, wenn der Notarztwagen vor Waldkirch im Stau stecken bleibt? “, blickt auch er besorgt auf die Tunnelsanierung ab Juli.
Windens Bürgermeister Clemens Bieniger verweist mit Nachdruck auf die unmittelbare Verbindung Breisgau-S-Bahn und B-294-Ortsumfahrung Winden: “Beides gehört zusammen”. Und beide entscheiden mit über Arbeitsplätze und Entwicklung der Gemeinden im Tal.

“Wir lassen uns nicht mehr alles gefallen!” ruft sein Elzacher Amtskollege Roland Tibi. “Die Elztalbahn ist eine Sache, die nicht nur Elzach betrifft”, ruft er zur Solidarität auf. In Berlin werde ein Flughafen gebaut, der vielleicht nie fertig werde, bei “Stuttgart 21” ebenfalls Milliarden vergraben: “Da wird nicht scharf gerechnet! Aber hier im Elztal, da wird scharf gerechnet!” Er hat ein Beispiel: Der erste Zug fährt morgens leer von Waldkirch nach Elzach, der letzte schon um 22.30 Uhr von Freiburg nach Elzach, der allerletzte um 23.28 Uhr dann nur bis Waldkirch. Alle Bemühungen, dies zu ändern sind bisher gescheitert: “Zu teuer” sei es, wenn der erste Zug auch noch Fahrgäste mitnehmen würde. “Wer soll das noch verstehen?” Die Demonstrationsteilnehmer in Elzach hatten jedenfalls kein Verständnis dafür, wie ihre lautstarke Reaktion deutlich machte.

Quelle: BZ-Pressetext von Kurt Meier


Bilder Roland Gutjahr

Öffentliche Demo: 1/2 Stundentakt in Elzach

Gemeinsame Aktion des CDU Stadtverbandes Elzach, der Freien Wähler Elzach e.V. und des SPD Ortsvereins Elzach:
Demonstration für einen Halbstundentakt der Breisgau-S-Bahn bis Elzach am 8. Juni 2013
Unter dem Motto “Wir lassen uns nicht abhängen!” rufen der CDU Stadtverband Elzach, die Freien Wähler Elzach und der SPD Ortsverein Elzach gemeinsam zu einer Demonstration für die Einrichtung des Halbstundentakts der Breisgau-S-Bahn bis Elzach am Samstag, den 8 Juni 2013, auf. Treffpunkt ist um 11.00 Uhr auf dem Platz vor dem Gebäude der Volksbank Breisgau Nord (Hauptstraße 17) in Elzach. Von dort geht es über die Hauptstraße bis zum Bärenplatz, wo dann gegen 11.30 Uhr die Abschlusskundgebung stattfindet. Vertreter unterschiedlicher Interessensgruppen werden dort in kurzen Statements aus ihrer Sicht nochmals die Notwendigkeit der Takterhöhung des Bahnverkehrs darlegen. Wegen der existenziellen Bedeutung dieser Frage für das gesamte obere und mittlere Elztal würden sich die Veranstalter über eine große Teilnehmerzahl freuen.
Matthias Hirschbolz,                 Joachim Disch,                      Michael Meier
CDU Stadtverband Elzach         Freie Wähler Elzach e.V.         SPD Ortsverein Elzach

Interview mit M. Hirschbolz, J. Disch u. M. Meier

Michael Meier, Matthias Hirschbolz, Joachim Disch

Elzach (mkt). Wie geht’s weiter mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Elz- und Simonswäldertal? Fällt der Ausbau der Breisgau-S-Bahn und damit der Halbstundentakt zwischen Freiburg und Elzach dem Spardiktat zum Opfer? Verpasst das obere Elztal damit den Anschluss an die Wachstumsregion Freiburg? Entscheidende Weichenstellungen, wohin die Reise geht, wird es am 19. Juni in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Regionalverkehr Freiburg (ZRF) geben. Im Vorfeld dieser Sitzung veranstalten die politischen Parteien und Wählervereinigungen Elzachs CDU, SPD und Freie Wähler eine gemeinsame Demonstration, um der Forderung „Halbstundentakt nach Elzach“ Nachdruck zu verleihen. BZ-Mitarbeiter Kurt Meier sprach mit den Initiatoren, Kreisrat Matthias Hirschbolz, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Elzach, sowie den Gemeinderäten Joachim Disch, Vorsitzender der Freien Wähler Elzach und Michael Meier, Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes Elzach:

BZ: „Wir lassen uns nicht abhängen!“ lautet das Motto der Demonstration am kommenden Samstag, zu der Sie gemeinsam einladen. Besteht da wirklich eine Gefahr?
Matthias Hirschbolz: „Eine sehr große sogar! Mit dem Konzept Breisgau-S-Bahn 2020 dachten wir, mit dem ÖPNV auf gutem Weg zu sein. Zuletzt kamen auch von der Landesregierung hoffnungsvolle Signale. Ich zitiere: „Wir stehen zur Breisgau-S-Bahn. Wir wollen eine bessere Infrastruktur und wir sind für eine verbesserte Mobilität im ländlichen Raum“. Und jetzt? Hiobsbotschaften! Im Stufenkonzept der Landesregierung gibt es noch keine Zusagen, welche Mehrverkehre im Elztal finanziert werden. Die Kostenschätzungen der Deutschen Bahn AG für den Ausbau der Breisgau-S-Bahn und deren Elektrifizierung schießen ins schier Unermessliche. Und die Verwaltung des ZRF macht Vorschläge, den ursprünglich vorgesehenen Kostenrahmen mit Leistungsreduzierungen zu erreichen. Dabei ist auffällig, dass die Einschnitte im Liniennetz außerhalb des Elztals vergleichsweise harmlos sind. Das kann es nicht sein! Schon jetzt sind wir durch die Betriebszeiten der Elztalbahn gegenüber anderen Regionen völlig hintendran“.
Joachim Disch: „Schon jetzt ist es unglaublich schwer, qualifizierte Arbeitskräfte ins Elztal zu bekommen. Die BDH-Klinik zum Beispiel hat einen erheblichen Fachkräftemangel. Das liegt auch daran, dass die Klinik über den ÖPNV nicht unbedingt optimal erreichbar ist. Das ist nur eines von vielen Beispielen für den Wettbewerbsnachteil, den wir gegenüber anderen Regionen haben und ließe sich mit Beispielen aus dem Tourismus, dem Handwerk und anderen Gewerken beliebig fortsetzen. Das gilt nicht nur für Elzach, sondern die gesamte Raumschaft des Zweitälerlandes. Davon sind immerhin rund 20.000 Menschen betroffen. Mit Leistungseinschränkungen würde sich das Problem noch weiter verschärfen“.
Michael Meier: „Wenn Du Dich nicht bewegst wirst Du nicht wahrgenommen. Wir müssen für unsere Interessen einfach viel offensiver eintreten und uns auch öffentlich Gehör verschaffen. Wir müssen deutlich machen: Wir lassen uns nicht immer wieder von Entwicklungen abhängen und vertrösten, so wie es uns mit der Umgehungsstraße jahrzehntelang gegangen ist. Das Beispiel Ortsumgehung Winden ist ein Trauerspiel und dass uns das jetzt mit der Breisgau-S-Bahn ebenso passiert ist eine durchaus realistische Gefahr. Darum müssen wir jetzt auf die Straße gehen!“
BZ: Was wollen Sie mit der Demonstration erreichen?
Joachim Disch: „Politik ist die Verteilung knapper Ressourcen. Das ist eine Binsenweisheit, die sich täglich bewahrheitet. Wir müssen jetzt schauen, dass wir bei dieser Verteilung nicht schon wieder hinten runter fallen, sondern dass die von der Landesregierung vorgesehenen Mittel für den ÖPNV auch ins Elztal fließen. Dafür müssen wir Druck machen. Und wir wollen zeigen, dass dies nicht nur ein Anliegen von ein paar Kommunalpolitikern ist, sondern der gesamten Bevölkerung der Raumschaft. Darum ist es unheimlich wichtig, dass möglichst Viele kommen und uns unterstützen“.
Matthias Hirschbolz: „Wir wollen auch bei den Mitgliedern des ZRF ein Problembewusstsein für die Interessen unserer Raumschaft schaffen. Es geht nicht darum, Vorteile auf Kosten anderer zu erlangen, sondern um eine sachlich angemessene Verteilung der Mittel. Der Halbstundentakt ist für das Elz- und seine Seitentäler existentiell wichtig und einfach die logische Folge aus dem Erfolgsmodell Breisgau-S-Bahn, das ja an den stetig steigenden Fahrgastzahlen gut ablesbar ist. Aber so, wie es jetzt ist, werden neue Fahrgäste eher abgeschreckt als gewonnen, denn die Züge sind nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten schon jetzt restlos überfüllt.
Michael Meier: „Es geht nicht nur darum, ob ein paar Züge mehr oder weniger durch’s Elztal fahren. Es geht letztlich um ein ganzes Infrastrukturpaket für die ganze Raumschaft, zu dem ein attraktiver ÖPNV einfach zwingend gehört. Davon hängt auch die Entwicklung unserer Ortschaften ab. Während Gemeinden in der Rheintalschiene wachsen gehen die Einwohnerzahlen in Elzach seit Jahren schon zurück. Wir müssen wieder attraktiv werden zum Beispiel für junge Familien aus dem Raum Freiburg. Wir müssen ihnen vermitteln, dass sie bei uns nicht nur bezahlbaren Wohnraum bekommen, sondern auch alle wichtigen Einrichtungen von der Kleinkindbetreuung über hervorragende Schulen bis zu attraktiven Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten vorhanden sind und von uns weiter ausgebaut werden. Was wir von städtischer Seite dafür unternehmen können, machen wir auch. Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand. Das muss aber auch die Unterstützung Anderer finden. Dafür kämpfen wir und dafür wollen wir uns mit dieser Demonstration auch einsetzen“.

BZ: Gibt es Unterstützung für ihre Aktion?
Matthias Hirschbolz: „Die Unterstützung ist sehr groß und breit gefächert. Sie reicht von der BDH-Klinik über Gewerbetreibende bis zu Politisch Aktiven. Landtagsabgeordnete aller politischen Parteien haben ihr Kommen zugesagt, ebenso alle elf Kreisräte aus dem Elztal, Bürgermeister und viele Gemeinderäte. Professor Claus Wallesch, der ärztliche Leiter der BDH-Klinik, wird einer der Hauptredner auf der Abschlusskundgebung sein, ebenso wie Ulrike Schneider, die Geschäftsführerin der Tourismusgesellschaft Zweitälerland. Es kommen aber auch Betroffene des ÖPNV wie Schüler, Berufspendler usw. zu Wort. Jetzt hoffen wir einfach darauf, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger – nicht nur aus Elzach, sondern allen Gemeinden des Elz-, Simonswäldertales und der umliegenden Raumschaften dazu kommen. Nur wenn wir möglichst Viele sind, können wir uns auch Gehör verschaffen!“

Infobox: Demonstration zugunsten des Halbstundentaktes der Breisgau-S-Bahn am Samstag, 8. Juni 2013. Beginn: 11 Uhr; Treffpunkt: Vorplatz der Volksbankfiliale Elzach, Hauptstraße, Einmündung Schießgrabenstraße; Abschlusskundgebung: Bärenplatz.

Quelle: BZ-Pressetext von Kurt Meier